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G´schichten #1
Historische Mesa Orte...

Dass man vor 125 Jahren noch nicht so herumkam wie heute, ist selbstredend.
Gerade entlegenes und unzugängliches Gelände, wie die Berge und Täler des Schwarzwaldes stellten für viele eine Herausforderung dar. So macht es Sinn, dass sich die frühe Geschichte von Mesa Parts in einem relativ überschaubaren Radius abspielte. Neben der eine knappe halbe Stunde zu Fuß entfernten Uhrenfabrik Lenzkirch, legte Ernst Meyer gerade mal knapp 6 bzw. 17 Kilometer zu seinen anderen beiden Ausbildungsstätten in der Draht- und Schraubenfabrik Falkau und zur Firma Johann Morat in Eisenbach zurück. Auch hier werden heute übrigens noch Zahnräder und Getriebetechnik produziert.


Zentraler Dreh- und Angelpunkt für die ersten Mesa Unternehmungen war ab 1896 natürlich Saig-Mühlingen, genauer gesagt ein – für damalige Verhältnisse – recht geräumiges Haus am Ölebach, in dem Ernst Meyer mit seiner Frau Amalie wohnte. Der Bach diente unter anderem ab 1900 der Stromerzeugung. Ganze 1,5 PS leistete das kleine Kraftwerk und erhellte das Haus mit der erzeugten Elektrizität, was damals nicht selbstverständlich war. Der Standort wurde im Laufe der Jahre mehrmals mit ein paar größeren und kleineren Um- und Anbauten versehen und konnte so beachtliche 87 Jahre als Firmensitz dienen.


Nach seiner Selbstständigkeit 1896 konnte Ernst Meyer auch gleich den ersten Kunden an Land ziehen: Fa. T. Bäuerle & Söhne aus dem rund 45 Kilometer entfernten St.Georgen. Die damals schon präzisen Drehteile für die berühmten Schwarzwälder Uhren machten ihren Weg aus der Werkstatt über den Bahnhof Neustadt, von wo aus sie mit der badischen Post per Postkutsche ihre Reise antraten. Außer sie wurden von der benachbarten Uhrenfabrik Lenzkirch in Auftrag gegeben. In diesem Fall war die Lieferung sehr viel schneller und einfacher.


Im Vergleich zu seinem Vater kam Otto Meyer schon etwas weiter hinaus. Genauer gesagt bis nach Furtwangen, wo er nicht nur seine Ausbildung in der Uhrenfabrik Furtwängler absolviert, sondern auch seine Frau Frieda Dold kennenlernte und sich ebenfalls dort mit ihr verlobte.


Enkel Rudolf Meyer schaffte es nach Ende des zweiten Weltkrieges ins über 130 km entfernte Friedrichshafen zur Ausbildung bei der Prestigeträchtigen Firma Maybach-Motorenbau. Im Jahr 1983 erfolgte dann der Neubau des nahegelegenen heutigen Standorts im Gewerbegebiet Lenzkirch. Knapp 10 Jahre später überschritt das Unternehmen dann endgültig – auch produktionstechnisch - die deutschen Grenzen mit der Gründung des Werks in Nachod in Tschechien 1994.


Das Joint Venture mit AMAPARTS überschritt dann nicht nur Grenzen, sondern flog gleich über den Atlantik und bringt Mesa-Präzision aus Lerma, Mexiko in die Welt.

G´schichten #2
Wie war es eigentlich, im Jahr 1896 ein "Start-up" zu gründen?

Start-Ups sind seit über einem Jahrzehnt in aller Munde. Erste Assoziationen sind hippe, digitale, neu gegründete Unternehmen mit flachen Hierarchien, jungen Mitarbeitern und einem Tischkicker im cool eingerichteten Büro.

Das Internet definiert ein Start-Up als „… eine Unternehmensgründung mit einer innovativen Geschäftsidee und hohem Wachstumspotenzial.“

Doch wie war es eigentlich damals, vor 125 Jahren ein innovatives Unternehmen zu gründen? Schauen wir uns die Mesa Parts-Gründung doch einmal genauer an.

Für eine Unternehmensgründung braucht man vor allem eines: einen Gründer oder eine Gründerin mit unternehmerischem Antrieb und einer innovativen Idee. Und auch für Mesa fing alles mit dem Gründer Ernst Meyer an, denn der war unzufrieden. Nicht mit seiner privaten Situation, denn er lebte mit seiner Frau, zwei Kindern und seinen Schwiegereltern in einem recht geräumigen Haus in Saig-Mühlbach. Dazu sicherten ein paar Tiere und selbst angebaute Lebensmittel die Existenz, heute würde man sagen: Nahrungsmittel aus regionalem und biologischem Anbau. Im Jahr 1896 ging es vielen anderen bedeutend schlechter als Ernst Meyer.

Dennoch wollte Ernst Meyer etwas ändern, nämlich an seiner Arbeitssituation. Er stand morgens um 5 Uhr auf, machte sich fertig und auf den 1-stündigen Arbeitsweg ins benachbarte Falkau. Gearbeitet wurde von 7-19 Uhr mit einer kleinen Mittagspause, dann ging es wieder zurück, sodass man um 20 Uhr zu Hause war. Dafür gab es 1 Mark und 20 Pfennig pro Tag, oder auch 375 Mark Jahreslohn. Also keine Aussicht auf eine große Leibesrente, die ja auch noch mehrere Leute ernähren sollte. Auch ein Wechsel in die etwas näher gelegene Uhrenfabrik Lenzkirch brachte nur einen etwas kürzeren Fußweg.

Wir haben also den Gründer und den Antrieb. Aber was war die Idee? Durch seine Arbeit in der Schraubenfabrik Falkau und in der Uhrenfabrik Lenzkirch hatte Ernst Meyer eine Marktlücke ausgemacht: Viele Produktionsstätten im mittleren Schwarzwald hatten keine eigene Räderdreherei, brauchten jedoch für ihre Produktion präzise Drehteile und gaben so ihre Aufträge an Dritte weiter.

Er nahm also seinen Mut zusammen und investierte in eine eigene ca. 60 x 80 cm große Werkbank inklusive selbst-gefertigtem Schwungrad mit Tretantrieb. Zu Beginn wurden die gefertigten Teile noch gegen Rohstoffe und anderen Lohn getauscht. Der Arbeits-Rhythmus blieb gleich – es wurde immer noch von 7 bis 19 Uhr gearbeitet – jedoch von zu Hause aus, also etwas produktiver. Durch die Covid-Pandemie erlebte das Home Office, also das Arbeiten von zu Haus aus, im letzten Jahr einen echten Boom. Gemeinsam mit Frau, Kindern, Schwiegereltern und dem ein oder anderen Vieh ist das jedoch eine ganz andere Dimension, die damals für Ernst Meyer Realität wurde.

Was heutige Start-Ups außerdem sehr gut beherrschen, ist der Einsatz innovativer Technologien. Ernst Meyer baute sich eine Wasserkraft-Turbine an den Bach an seinem Haus und trieb so nicht nur die Dreherei an, sondern konnte mit der Elektrizität auch seine Stube erleuchten. Auch in Sachen innovative Technologien war der Gründer also vorne dabei, nachdem die erste Elektrizität um 1890 in den Schwarzwald kam.

Mit diesen Veränderungen kamen jedoch auch neue Herausforderungen: die Mechanisierung brachte vor allem billigere Produkte aus der Schweiz auf den Uhren-Markt. Als wäre das noch nicht Herausforderung genug, begann 1914 auch der Erste Weltkrieg und zog Unternehmen und vor allem Männer mit in seinen Sog. Wie geht ein Unternehmer nun mit solchen Hürden um? Und sind es nicht gerade diese Herausforderungen und Disruptionen, an denen wir auch heute noch echte „Macher“, also Entrepreneure – wie man sie heute nennt - messen?

Auf jeden Fall war nach dem vierjährigen Krieg alles angesparte Geld wertlos und somit auch die zusammengesparte Altersrente dahin. Die Absicherung war Ernst Meyer jedoch enorm wichtig und so stellte er seine Frau Amalie im Unternehmen Meyer-Saig ein. Somit war diese sozial- und rentenversichert. Seine Investitionen in die Maschinen und die Ausbildung seines Sohnes Otto sollten sich jedoch enorm auszahlen, denn so musste er auch nach dem Krieg nicht erneut bei Null anfangen oder wie viele Schwarzwälder als Gastarbeiter ins Ausland auswandern.

Meister Otto Meyer stieg also bei seinem Vater ein und gemeinsam optimierten sie die Werkstatt und reagierten mit neuen Produkten – wie Präzisionsteile für Federstifte – auf die steigende Arbeitslosigkeit (teilweise bis zu 15%) im mittleren Schwarzwald. So konnten sie immer wieder neue Kunden mit Produkten beliefern. Von Stillstand keine Spur.

Eine interessante Randnotiz: der Begriff „Work-Life-Balance“ rückte im vergangenen Jahrzehnt immer wieder in den Fokus. Hochleister unterstreichen immer wieder, wie wichtig Hobbys und Freizeit-Aktivitäten für erfolgreiches Arbeiten sind. Von Otto Meyer ist bekannt, dass er trotz seiner Rolle im Unternehmen immer wieder Zeit zum regelmäßigen Fußballspielen und Skifahren nahm. Nach seiner Ausbildung heiratete er seine Frau Frieda aus Freudenstadt und gründete mit ihr eine Familie. Vielleicht auch, weil er von seinem Vater wusste, dass dieser ohne die Unterstützung der Seinen das Unternehmen Meyer-Saig nicht so weit gebracht hätte.

Im Jahr 1928 veranlassten Vater und Sohn dann eine der richtungsweisendsten Weichenstellung und kauften einen Drehautomaten der Firma Petermann für satte 3.000 Reichsmark. Verglichen mit dem Wochenlohn von Otto Meyer (15 Reichsmark) stellte die Investition ein enormes Risiko dar, das sich letztendlich aber auszahlen sollte. Denn mit dem neuen Drehautomaten konnten mehr und vielfältigere Präzisionsteile hergestellt werden, die man auch über den Schwarzwald hinaus in Deutschland verkaufte, so zum Beispiel Teile für die Fotoindustrie und für elektrische Bügeleisen. Man ging also weiterhin mit der Zeit und nutzte die Veränderung zu den eignen Gunsten.

Mittlerweile beschäftige man 4 Personen und war stabil genug aufgestellt, um die Weltwirtschaftskriese 1929 gut zu überstehen. 1935 war es dann soweit und Otto Meyer übernahm die Firma von seinem Vater. Er expandierte sparsam weiter und erweiterte die Produktionsfläche; von der 21 qm großen Stube im Haus der Großeltern wurde eine eigene 90 qm Produktionsfläche. Mittlerweile hatte man auch 3 Automaten in Betrieb, für die man immer neue Nachwuchskräfte brauchte und so sicherten Lehrlinge immer wieder die Zukunft des Unternehmens. Damals bekam ein Lehrling übrigens 2 Reichsmark pro Woche, das reichte für ca. sechs Bier. Das Leben eines Azubis sah damals also wahrscheinlich etwas anders, vor allem etwas trockener aus, als heute.

Der Wandel der Zeit hatte übrigens auch die mittlerweile über 30 Jahre alte Wasserturbine überholt und so wurde sie durch Elektrizität aus dem öffentlichen Stromnetz sowie einem Dieselaggregat ersetzt.

Wer denkt, dass eine gemeinsame Unternehmenskultur und ein erfülltes Arbeiten lediglich ein Erscheinungsbild der Neuzeit ist, sollte wahrscheinlich mal einen Tag bei Meyer-Saig verbracht haben. Es war nämlich nicht ungewöhnlich, dass während der Arbeit gesungen wurde – in der Regel sogar mehrstimmig. Dazu passte auch der Spruch, der über der Werkbank prangte: „Wer schaffen will, muss fröhlich sein.“. Auch das erinnert nur zu gut an das Bild moderner Start-Ups weltweit. Man ahnte nicht, dass es mit dem Spaß bald vorbei sein würde, denn der zweite Weltkrieg stand vor der Tür.

Nach dem zweiten Weltkrieg, den man dank eigenen Lebensmitteln und der Produktionsumstellung überstand, brachte die Einführung der D-Mark 1948 erneut ein neues Kapitel in das Buch des mittlerweile 52 Jahre alten Unternehmens, das zu diesem Zeitpunkt endgültig aus den Schuhen eines Start-Ups herausgewachsen war.

Mit Innovationsgeist, Mut und technischem Know-How war es Ernst und Otto Meyer gelungen, ihr Familienunternehmen durch mehrere globale Krisen zu führen und mehreren Menschen eine Lebensgrundlage zu schaffen. Der Glaube an Nachwuchskräfte und die Unterstützung der Familie waren weitere ausschlaggebende Erfolgsfaktoren auf dem Weg durch Höhen und Tiefen des Unternehmertums. Einerseits also ganz anders als heutzutage, andererseits in den Grundfesten doch gar nicht so verschieden. Bis zu dem Stand eines internationalen Entwicklungs- und Produktionsunternehmens war es dennoch noch ein langer Weg.

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